- 09.04.2023
- Patrick Fehling
- 2 Kommentare
Der thailändische Netflix-Film Hunger von 2023 handelt von einer Straßenköchin, die bei einem Starkoch anheuert. Funktioniert das Drama als eine Parabel auf unausgewogene Verhältnisse zwischen Arm und Reich?
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Titel | Hunger |
Jahr | 2008 |
Land | Ireland |
Regie | Steve McQueen |
Genres | Drama, Historie |
Darsteller | Michael Fassbender, Stuart Graham, Liam Cunningham, Helena Bereen, Laine Megaw, Brian Milligan, Liam McMahon, Karen Hassan, Frank McCusker, Lalor Roddy, Des McAleer, Helen Madden, Paddy Jenkins, Geoff Gatt, Rory Mullen, Ben Peel, B.J. Hogg, Billy Clarke, Ciaran Flynn |
Länge | 96 Minuten |
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Offizielle Handlungsbeschreibung von Hunger
Aoy, eine Frau in den Zwanzigern, leitet das Nudelrestaurant ihrer Familie in Bangkok. Eines Tages erhält sie das Angebot, den Familienbetrieb gegen gehobene Gastronomie einzutauschen und dem angesagtesten Küchenteam Thailands unter der Leitung des berühmt-berüchtigten Spitzenkochs Paul beizutreten.
Eine Parabel der thailändischen Gesellschaft
Der Trailer von Hunger animierte schon zum Spekulieren, um was geht. Aufgrund des Bezugs zum Essen, könnte man in die Verlegenheit geraten, ihn mit dem japanischen Film Tampopo zu vergleichen – doch außer den ästhetischen Bildern hat es nichts mit repräsentativer Essenskultur zu tun. Es hätte sich in ein Richtung Rachedrama entwickeln können, wie zuletzt in The Menu. Man hätte sogar auf eine Feinschmecker-Szene schließen können, die am Ende Menschenfleisch verspeist, falls der Film in die Horror-Richtung ausgerissen wäre.
Was dann der fertige Film bietet, ist deutlich bodenständiger und kann mit Charakteren zum Identifizieren und Mitfiebern aufwarten. Wie die Augen eines Kindes, wenn es unerwartet ein lang ersehntes Spielzeug erhält, glänzen Aoys, als sie ihre neue Arbeitskleidung zum ersten Mal im Spiegel betrachtet. Exakt so würde sich vermutlich jeder fühlen, der aus der Armut heraus die Chance erhält, besonders zu sein. Um den Kontrast der beiden Welten zu unterstreichen, ist das Gegenstück zu Aoys Straßenrestaurant, Chefkoch Pauls Küche, in den oberen Etagen eines Wolkenkratzers situiert. Von der Aussicht muss Aoy erst einmal ungläubig Fotos mit ihrem Smartphone machen.
Der Oben-Unten-Kontrast schwingt ständig mit
Während sie sich hoch über den Dächern der Stadt in die Welt von Schein und Sein der Superreichen einlebt, in der alles perfekt zu sein scheint, landet Aoys Vater und Leiter des kleinen Familienrestaurants im Krankenhaus. In Gesellschaft ihrer Geschwister wird sie dort auf den Boden der Tatsachen geholt und beginnt zu hinterfragen, ob die Welt in der sie sich zur Zeit aufhält, überhaupt echt ist. Hier werden die edelsten Zutaten zu den ästhetischsten Gerichten vermengt, um anschließend von Banausen, die es sich leisten können, runtergeschlungen zu werden, als seien es Pommes. Die Waagschalen dieser beiden unterschiedlichen Welten geraten ins Wanken, als Aoy die Gelegenheit bekommt, selber als Köchin ein Duell gegen Mentor und Rivale Paul auszufechten. Wohin will sie? Wohin gehört sie?
Foodporn der Film
So abgewrackt und heruntergekommen die kleinen Gassen und besonders das Restaurant von Aoys Familie wirkt, so spektakulär glamourös ist Pauls Kochwelt inszeniert. Ganz dem Internet-Phänomen gleichkommend, wird hier beim Kochen nicht mit Zeitlupen und Nahaufnahmen gegeizt – Chef’s Table lässt grüßen!Die Zuschauenden scheinen während der Kochszenen inmitten der Flammen zu sein. Schön und gefährlich zugleich. Was sich auch an Aoys Armen zeigt, die ein ums andere mal Brandwunden davon tragen.
Als Aoy und ihr Kollege Tone frische Ware direkt vom Händler erwerben, wird der Kontrast der zwei Welten ganz deutlich hervorgehoben: Während das Schiff der beiden noch still und symmetrisch, irgendwie kalt von der Kamera eingefangen wird, ist der Umschnitt auf das Schiff der Händler mit wackeliger Kamera, asymmetrisch und viel wärmer in der Farbgestaltung.
Beim Anrichten der Teller für eine Gesellschaft, unter anderem mit rohen Tieren, wird deutlich, nicht nur das Bild und die Kameraführung vermitteln eine Botschaft. Auch akustisch akzentuiert der Film Differenzen: Löffel werden einem Pistolenschuss gleich auf Teller geknallt, um einen Klecks blutroter Soße dekorativ zu verteilen. Beim späteren Gespräch zwischen Paul und Aoy wird klar, dass das seine Antwort an die dekadente Gesellschaft ist: Obwohl er sie für ihre seelenlose Völlerei verachtet, braucht er sie, um zu leben.
Unser Fazit zu Hunger
Hunger lässt sich Zeit, viel Zeit. Und trotz seiner Länge wird der Film nie langweilig. Eine gewisse Spannung liegt durchweg in der Luft. Ständig fragt man sich: wo soll das noch hinführen? Die permanent-hektische Tonalität mag den einen oder anderen stören, da sie weder abebbt noch nennenswert ansteigt. Dennoch sorgt diese Stimmung dafür, dass man mit der Hauptdarstellerin mitfiebert und jederzeit wissen will, wie es weitergeht – und nicht wie viele Minuten noch verbleiben, bis der Abspann läuft.
Hunger kann seit dem 8.4.2023 bei Netflix gestreamt werden!
Unsere Wertung:
© Netflix
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